Binnenhafen
Als ich im letzten Jahr nach einer Woche Urlaub auf Juist die Heimreise antrat, erklang auf der Fähre dieses Lied:
Es ist ein Klassiker von James Last der „Biscaya“ heißt- benannt nach einer Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt.
Während mir also eine steife Brise um die Nase wehte, das Schiff langsam aus dem Hafen auf die Nordsee fuhr, schien diese Melodie mich förmlich dazu einzuladen auf große Fahrt zu gehen, mit den Gedanken ferne Länder zu bereisen und ein bisschen dieser Sehnsucht nachzuspüren, die damit verbunden ist.
Schiffe und Häfen sind seit Jahrhunderten Sehnsuchtsorte.
Und von einem, der viel mit Schiffen unterwegs war und wahrscheinlich auch dieses Gefühl kannte, berichtet die Bibel. Vielleicht hat sich diese Szene so, oder so ähnlich abgespielt: Paulus, der Apostel, hat gerade einen Gefängnisaufenthalt hinter sich gebracht Und jetzt muss er in Athen schon wieder warten, bis sein Team nachkommt. Erst dann kann es weitergehen übers Meer. Nun sitzt er am Hafen von Piräus, und sieht, wie die Schiffe an- und ablegen. (Zitat aus „Predigt: Ein Denkmal für die Sehnsucht (Apg 17, 22-28)“)
Was ging wohl in seinem Kopf vor während er am Hafen saß?
Er, der viel unterwegs war, ständig rastlos. Hat er sein Zuhause vermisst? Oder hat er sich nach der Ferne gesehnt?
Oder war es beides? Irgendwas zwischen Heimweh und Fernsucht?
Kennst du dieses Gefühl?
Manchmal wegzuwollen? Lust zu haben auf was Neues? Einfach mal raus aus dem Alltag? Und dann vielleicht doch zu merken, dass man sich auf Zuhause freut? Auf das Altbekannte, Vertraute?
Im Lied heißt es:
Den Kopf zwischen zwei Wolken gespannt
Aus denen die süßesten Tropfen regnen
Lasst uns diese Sehnsucht segnen …
Heimweh und Fernsucht. Beides sind Sehnsüchte Ein Verlangen nach dem, was man gerade nicht hat oder haben kann.
Und warum sollte man das segnen?
Weil Sehnsucht antreibt, ein Motor ist
Weil wir uns immer wieder dahin ausrichten, wonach sich unser Herz sehnt . Und so in Bewegung bleiben.
Amselm Grün hat mal gesagt: Die Sehnsucht bringt uns in Berührung mit uns selbst.
Das finde ich einen schönen Gedanken.
Wahrzunehmen, dass da Dinge sind, die wir uns aus tiefster Seele wünschen. Dass es Menschen, Momente, Orte, Erfahrungen gibt, die wir vermissen. Das wir überhaupt erst bemerken, dass da vielleicht etwas ist, was uns fehlt im Leben. Und uns so selbst ein bisschen mehr auf die Spur zu kommen.
Uns selbst und unserem Gott. Denn der gehört ja auch dazu, zu unserer Sehnsucht.
Nach Gott zu fragen, zu suchen, zu zweifeln und manchmal zu vermissen, weil man ihn absolut nicht finden kann.
Nach was oder wem sehnst du dich?
Während du heute am Hafen sitzt oder an den Hafenbecken entlang schlenderst, versuch diesem Gefühl ein wenig auf die Spur zu kommen.
Gott,
segne meine Sehnsucht.
Segne mein Vermissen und mein Wiedersehen feiern.
Segne mein Heimweh und meine Fernsucht.
Segne mein Suchen und mein Finden.
Segne mein Sehnen nach dem, was dieses Leben so wertvoll macht.
Amen.
Praise& Worship




